Der DSC und Dynamo – die Geschichte einer völlig unnötigen Rivalität

Am Samstag ist es soweit: Der Dresdner SC empfängt die Reserve von Dynamo Dresden zum Landesliga-Derby. Für einige ein absoluter Saisonhöhepunkt, für andere das unnötigste Spiel der Saison. Doch woher stammt eigentlich die Rivalität? Wir blicken zurück.


Im Gegensatz zu den großen Derbys des deutschen Fußballs hat das Duell zwischen dem DSC und Dynamo keinerlei historische Basis. Bis 1949 war der DSC die Nummer eins der Stadt. Nach der Zerschlagung der SG Friedrichstadt und der Flucht mehrerer Spieler übernahm die neugegründete SG Dynamo diesen Platz nahtlos.


Auch als der DSC nach der Wende neu gegründet wurde, lagen Lichtjahre zwischen beiden Teams: Hier der neugegründete Landesligist, dort der Bundesligist mit Europapokal-Vergangenheit. 


Doch beide Vereine näherten sich an. Dynamo stürzte nach dem Lizenzentzug in die Drittklassigkeit und blieb dort auch. Und der DSC kletterte trotz diversen Rückschlägen nach und nach nach oben. 


Und am 15. August 1998 war es tatsächlich soweit: Der DSC empfing Dynamo zum Regionalliga-Pflichtspiel. Und verlor mit 0:2. Das Rückspiel im April 1999 war dann tatsächlich der erste und einzige Sieg des Sportclubs, der in der Tabelle der Regionalliga zwei Plätze hinter den Schwarz-Gelben einlaufen sollte. 


Ein Jahr später passierte dann die Sensation. Im Qualifikationsjahr für die neue Regionalliga Nord wurde der DSC sensationell Zweiter, während Dynamo als Achter in die 4. Liga abstieg. Der Sportclub war plötzlich die sportliche Nummer eins der Stadt.


Zur Wahrheit gehört aber auch: Während Dynamo damals als abgewirtschaftet galt, wurde der DSC massiv gefördert. Und ohne die Millionen, vor allem von Hauptsponsor Thomas Dathe, der damit auch die Fusion beider Clubs zu seinen Bedingungen durchsetzen wollte, wäre der Sportclub nie soweit gekommen. 


Und ja: In dieser Zeit hatten einige Fans wie auch Offizielle des DSC die berühmte große Klappe. „Wir“ waren schließlich die Nummer eins der Stadt. Das sollte sich rächen.


Der DSC wurde im ersten Jahr „nur“ Neunter der Regionalliga Nord. Die Mannschaft beginnt zu bröckeln, als die Fusionsidee floppt, verliert Dathe endgültig die Lust am DSC und der Verein muss sparen. 


2001/02 hätte der DSC eigentlich in die Oberliga absteigen müssen, verbleibt nur in der Regionalliga, weil Magdeburg keine Lizenz bekommt. 


Gleichzeitig macht Dynamo plötzlich vieles richtig. Christoph Franke formte ein Team, das später bis in die 2. Liga stürmen sollte. Dynamo war plötzlich wieder hip, die Zuschauerzahlen steigen, die Stadt wurde wieder schwarz-gelb.


Und dann kam die Saison 2002/2003. Der Sportclub startete mit Mini-Budget und einem Kader, der selbst in guten Zeiten maximal um den Klassenerhalt gespielt hätte. Gute Zeiten gabs leider nicht. Dafür ein Hochwasser, das die Friedrichstadt und die komplette DSC-Infrastruktur zerstört. Und kaum ist das Wasser halbwegs weg, folgt das Derby. 


Der 1. September 2002 wird zur düsteren Stunde für den Dresdner Fußball. 17.100 Zuschauer sehen nicht nur ein 0:0 sondern vor allem einen Hass-Mob in Schwarz-Gelb, der nicht nur fröhlich DSC-Fanartikel verbrennt sondern mit Abpfiff Jagd auf DSC-Fans und die völlig unterbesetzte Polizei macht. „Remember, Remember, first of September“ feiern manche Schwarz-Gelbe diese Schande bis heute. 


In der Friedichstadt setzt sich dann der Fahrstuhl in Bewegung. Wir verlieren im Laufe der Jahre erst gegen Dynamos Zweite, dann gegen deren Dritte und schließlich gegen die Vierte der SGD. Das 2:3 im April 2012 in der Stadtoberliga ist das bisher letzte „Derby“. 

Dynamo löst nach und nach seine Reserveteams auf. 


Der DSC fängt sich, denkt aber gar nicht mehr an Profifußball oder gar eine Konkurrenz zu den Schwarz-Gelben. Und diejenigen, die einst die große Klappe hatten, die sind eh längst nicht mehr da. Viele folgten dem Erfolg und tauschten den schwarz-roten Schal ganz fix gegen einen in schwarz-gelb um. 


Damit könnte das Thema vorbei sein, ist es aber leider nicht. Bis heute lebt der DSC bei einigen Dynamo-Fans mietfrei im Hinterkopf. Meist äußert sich das nur in K-Block-Spruchbändern, 2022 jedoch im Angriff auf die DSC-Fans in Rammenau und 2023 im Überfall auf den DSC-Fanraum.


Liebe Dynamos, die ihr das lest: Ihr müsst uns nicht mögen. Aber hat es eine der bekanntesten Fanszenen in Deutschland wirklich nötig, sich an einem Sechstligisten abzuarbeiten? Oder schaffen wir es vielleicht irgendwann doch noch zu einem Nicht-Verhältnis? Gepflegtes Desinteresse, gern beiderseitig. 


Wir jedenfalls hoffen, das am Samstag, und auch an jedem anderen Tag im Jahr, der Fußball im Mittelpunkt steht. Ein blöder Spruch gegen den Verlierer? Aber immer! Aber lasst die Fäuste in der Tasche.


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